„Die Menschen in Russland sehen keine Zukunft“
Auf Einladung von Bündnis 90 / Die Grünen besuchte Wladimir Sliwjak, der russische Preisträger des „Alternativen Nobelpreises“ 2021 Drensteinfurt. Vor der Veranstaltung
trug sich der Preisträger im Beisein von Bürgermeister Carsten Grawunder in das goldene Buch der Stadt Drensteinfurt ein.
Vor seinem Vortrag wurde Wladimir und die anwesenden Gäste durch Raphaela Blümer und Bernhard Meyer herzlich begrüßt.
Wie schnell und gewalttätig sich die Welt verändert hat, spiegelt sich auch in der Vorbereitung des Besuchs des Mitbegründer der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense wieder. Wladimir Sliwjak sollte in einer Abendveranstaltung über die Atomtransporte von Gronau nach Russland berichten. Der OV Drensteinfurt hat einen Resolutionsantrag gegen diese Transporte durch das Stadtgebiet eingebracht. Der Besuch Sliwjaks sollte Gelegenheit bieten, sich intensiv über die Bedrohung durch nuklearen Abfall zu informieren.
Dann startete Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Daher war es nicht verwunderlich, dass sich ein Großteil der Fragen um die Situation in Russland und die Chancen auf Frieden drehten. Slivjak beantwortete geduldig die Fragen, wobei es ihm immer wieder gelang, die Verflechtungen des russischen Staates mit der Atomindustrie aufzuzeigen:
„Die Nuklearindustrie Russlands war noch nie von Sanktionen betroffen, weil die Kernreaktoren des Westens zu einem großen Teil von russischem Kernbrennstoff abhängig sind.“
Die Verflechtung der europäischen Atomindustrie mit dem von Putin kontrollierten Konzern Rosatom stand dabei im Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Rosatom ist Teil der geostrategischen Überlegungen von Putin“, machte der Träger des alternativen Nobelpreises deutlich.
Auch auf persönliche Fragen ging Sliwjak ein. Er schilderte ausführlich, wie sich die Unterdrücken des russischen Staates auf die Arbeit von Ecodefense auswirkte. Nach den ersten Erfolgen wie dem Stopp des Neubaus eines Atomkraftwerks bei Kaliningrad wurde das Umweltengagement Jahr um Jahr schwieriger. Ab 2019 musste Ecodefense die Arbeit in Russland sogar ganz einstellen, da Menschenrechts- und Umweltschutzgruppen als „ausländische Agenten“ von dem Putin-Regime eingestuft wurden.
Auf die Frage, wie es nun in Russland auch mit der Gesellschaft weitergehen kann, konnte Sliwjak nur eine pessimistische Antwort geben: „Die Menschen in Russland haben keine Zukunft. Mein Land, meine Heimat zerfällt zu Staub. Nichts wird mehr so sein, wie es war.“ Er forderte von den Staaten des Westens noch härtere Sanktionen, um Putin wirtschaftlich zu treffen.
Zum Schluss appellierte der Träger des Alternativen Nobelpreises an den Stadtrat von Drensteinfurt, der Resolution gegen die Atomtransporte zuzustimmen: „Es ist jetzt an der Zeit, ein Zeichen zu setzen, und für die Zukunft vorbereitet zu sein. Der Transport von Atommüll, nicht nur nach Russland, darf keine Zukunft mehr haben.“
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