50.000 waren im Hambacher Forst !

Geschichte gemacht!

Im Hambacher Forst haben über 50.000 Menschen das Ende des
Energieträgers Kohle eingeläutet. Aus Rinkerode und Drensteinfurt hatten
sich sechs Menschen mit auf den Weg gemacht und erlebten einen
historischen Tag.

Der Freitag Morgen vor dem Demo-Tag am Hambacher Wald war von Frust
geprägt gewesen. Die Polizei hatte die Demo verboten, die Baummaßnahmen
des RWE hatte zu tiefen Gräben um den umkämpften Wald geführt. Der BUND
hatte zwar angekündigt, das Verbot der Polizei gerichtlich im
Eilverfahren anzufechten. Doch es sah wirklich nicht gut aus.

Kurz vor Mittag am 05.10. dann die erste Meldung aus Münster: Das
Oberverwaltungsgericht verfügte einen sofortigen Rodungsstopp im
Eilverfahren. Begründung: Der Konzern RWE konnte nicht schlüssig
nachweisen, warum die Kohle unter dem Wald wichtig sei für die
Energieversorgung. Eine schallende Ohrfeige für RWE und die
Landesregierung in NRW unter Armin Laschet (CDU).

Und am Nachmittag der zweite Streich: Das Verwaltungsgericht in Aachen
hob das Demonstrationsverbot auf. Eine schallende Ohrfeige für die
Landesregierung in NRW und den Innenminister Herbert Reul (CDU).

Nun galt es, innerhalb kürzester Zeit die Organisation zu starten, um
die Menschen aus ganz Deutschland sicher zum Kundgebungsgelände zu
bringen. Einen von fünf Bussen aus Münster stellte das Umweltforum
Münster, und eine sechsköpfige Reisegruppe aus Rinkerode und
Drensteinfurt traf sich zum Abfahrtzeitpunkt am Samstag Morgen.

Auch aus Thüringen waren 6 Busse unterwegs, auch Rico, aus unserer
Partnergemeinde Nesse Apfelstädt, war auf den Weg zum Hambacher Forst.

Nach zügiger Fahrt erreichte man rasch die Geisterstadt Manheim, deren
Bewohner vor Jahren nahezu vollständig den Ort räumen mussten vor den
anrückenden Braunkohlebaggern. Der Fußweg betrug noch über eine Stunde,
da die Parkplätze in Veranstaltungsnähe für die Busse nicht mehr
ausreichten. Bereits auf dem Weg zur Kundgebung war rasch klar: Das
würde gewaltig. Die Schlange der anströmenden Menschen riss nicht ab. Je
näher man dem Gelände kam, umso lauter war die Musik und es wurde in den
verschiedenen Gruppen mitgesungen.

Auf dem Gelände angekommen, bemühten sich die Ordner, die Menschenmenge
zügig zu verteilen, um den nachfolgenden Menschen noch Platz bieten zu
können. Die Organisatoren zählen am Ende rund 50.000 Menschen, die gegen
Kohleenergie an den Hambacher Wald gekommen sind.

Zahlkreiche Menschen nutzten die Gelegenheit, sich den Hambacher Wald
auch direkt anzusehen. Die Polizei hielt sich zurück und der
RWE-Werkschutz war abgezogen. Und so war es ein leichtes, die
Drensteinfurter Buche, die vor zwei Wochen bei einem Sonntagsspaziergang
unter geduldiger Beobachtung der Polizei eingegraben worden war,
wiederzufinden. Das Wiedersehen wurde auch mit eine Foto dokumentiert.
Und wo vor 14 Tagen noch Polizisten die Waldspaziergänger jagten,
breitete sich eine Hippie-Piknik-Stimmung aus mit Decken, Hängematten
und Gitarrenmusik.

Tausende von Menschen schweiften um die jahrhundertealten Bäume und
machten sich ein Bild davon, wie schlimm die RWE-Räumtrupps gewütet
hatten. Bedrückend war der Besuch der Gedenkstelle, an dem ein
Journalist bei der Dokumentation der Räumung durch RWE durch einen
Unfall zu Tode gekommen war. Auf den Wegen wurden schon wieder
Barrikaden aufgebaut, um die Bäume vor den Räumfahrzeugen zu Schützen.
Und an der Abbruchkante zum Tagebau bereiteten sich die AktivistInnen
von ‚Ende-Gelände‘ bereits auf den Marsch in den Tagebau vor.

Auf dem Rückweg ergab sich dann der Eindruck, der das Schlusswort zu
diesem Reisebericht liefern soll: Mehrere Polizisten aus NRW
beobachteten am Straßenrand gelassen den Abzug der Demonstranten. Auf
dem Ärmel der Uniform war ein Förderturm zu erkennen, denn die Beamten
kamen aus Essen. Der dortige Polizeipräsident sollte sich schleunigst
nach einem anderen Wappen für seine Kollegen umsehen.

Denn: Dieser Tag am Hambacher Wald markiert die Kohlewende!

          

cof

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