Veranstaltung über Elektroautos und deren Altagstauglichkeit

Elektroautos vom Kaiserreich bis ins 21. Jahrhundert

Veranstaltung der Drensteinfurter Grünen mit Probefahrten und Vortrag

Am 29. April 1899 durchbricht das erste Auto die Geschwindigkeitsgrenze von 100 Stundenkilometern. Mit seinem Elektrowagen schafft der Franzose Camillie Jenatzy sagenhafte 105,88 km/h. Schon Jahrzehnte vorher begann die Geschichte des Automobils mit dem Elektromotor, nicht mit dem Verbrenner. Vor dem 1. Weltkrieg rollten mehr Elektroautos als Benzinkutschen über die Straßen. In den USA schon über 60000. Es gab ebenso viele Ladesäulen. Auch Kaiser Wilhelm fuhr ein E-Mobil.

Das weiß heute kaum noch jemand. Deshalb stellte Manuel Dobratz diese Infos an den Beginn seines Vortrags am Donnerstagabend in der Alten Post. Der Walstedder referierte auf Einladung der Drensteinfurter Grünen zum Thema Elektromobilität. Er streifte durch die Geschichte des E-Autos von den Anfängen bis heute. Und er zeigte auf, dass die Stromer nach hundertjährigem Nischendasein nun auf die Überholspur einbiegen. Mit den Elektroautos der neuesten Generation und Reichweiten von 400 Kilometern sei die Alltagstauglichkeit erreicht, so der Referent. Trotz der teuren und energieaufwändigen Produktion der Batterien sei ein E-Fahrzeug in der Energie- und CO2-Bilanz einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor weit voraus. In die Rechnung müssten natürlich alle Zahlen eingehen. Auch die Herstellung sowie der Transport des Sprits und des Stroms. Wenn das Elektroauto mit regenerativ erzeugtem Strom fährt, dann werde seine Überlegenheit noch deutlicher.

Mindestens so gravierend wie die Klimaschäden seien die gesundheitlichen Folgen des Lärms und der Autoabgase, betonte Dobratz:  „Viele Menschen haben sich an diese Nachteile gewöhnt und hinterfragen sie nicht mehr.“ Aber das ändert sich gerade, nicht zuletzt durch die Diesel-Skandale. In vielen Ländern setzt die Politik jetzt auf Elektromobilität, weil die Menschen unter Krach und Gestank der Verbrenner leiden. In Deutschland machen Gerichte zunehmend Druck, die Belastungen in den Städten notfalls auch mit Fahrverboten zu reduzieren.

Als Koreferent berichtete der Journalist Matthias Münch über seine Erfahrungen mit der E-Mobilität. Zusammen mit dem Drensteinfurter KFZ-Meister Manfred Kunz, einem ehemaligen „Gelben Engel“ des ADAC, hat Münch alle derzeit in Deutschland verkauften Elektroautos unter die Lupe genommen. Ihr gemeinsames Fazit: „Elektroautos machen Spaß. Sie sind spritzig, leise, sparsam, wartungsarm“. Und sie liegen wegen der schweren Akkus im Unterboden optimal auf der Straße. Lediglich der Preis vieler Modelle schrecke oft noch vom Kauf ab. Aber hier gehe der Trend wegen der immer besseren und preiswerteren Batterien stetig nach unten. Münch beobachtet auch die Strominfrastruktur in Deutschland und stellt bei den Ladestationen Jahr für Jahr vierstellige Zuwachsraten fest. Vor allem würden bis Ende des Jahres 2017 fast alle Autobahnraststätten mit Schnellladestationen ausgerüstet sein.

Nicht nur theoretisch ging es am Donnerstag bei den Grünen zu. Die Referenten hatten vier Elektroautos besorgt, mit denen Probefahrten von der Alten Post bis zur Ladestation am Bahnhof unternommen wurden. Die Autohäuser Rüschkamp in Lüdinghausen und Twent in Amelsbüren stellten freundlicherweise je zwei Fahrzeuge zur Verfügung. Zu den Probefahrten und dem Vortrag begrüßte Maria Tölle, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Drensteinfurter Stadtrat, über den Abend verteilt mehr als 30 Besucher. Sie erlebten, dass Kraft nichts mit Krach zu tun haben muss. Denn wer wollte, konnte im Elektroauto auf einem kurzen Stück des Grentruper Wegs auch einmal richtig Strom geben. Und alles blieb leise.

       

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